Gestern Abend fand im Museum Kunstpalast in Düsseldorf das Künstlergespräch zwischen Wim Wenders und Peter Lindbergh, moderiert von Jim Rakete, statt. Rund 800 Leute kamen zu diesem durchaus unterhaltsamen Abend mit den drei sehr unterschiedlichen Charakterköpfen. Es gab viele nette Anekdoten und etwas Philosophie, aber leider auch einige Allgemeinplätze über Fotografie (Wim Wenders: „Eine Kamera kann auch zeigen, was nicht auf dem Foto ist“; Peter Lindbergh: „Schönheit ist heute, wenn jede Erfahrung aus dem Gesicht retuschiert wird und eine leere Hülle übrig bleibt, die überall gleich aussieht.“). Dafür gab es dann ausgerechnet aus der Mode- und Werbestadt Düsseldorf Applaus.
Ansonsten haben sich die älteren Herren die meiste Zeit über gegenseitig versichert, wie sehr sie die Arbeit des anderen schätzen. Wim Wenders klopfte oder streichelte Peter Lindbergh in sentimentalen Situationen ständig onkelhaft über den Arm oder die Hand, Peter Lindbergh war in seiner Schlichtheit sehr erfrischend und erntete den größten Lacher, wo er ihn gar nicht haben wollte, und Jim Rakete versuchte als Moderator seine persönlichen Anekdoten und Fragen unterzubringen, die dann doch häufig nur den Star-Status der beiden untermauerten. Das Wohlfühlprogramm eben.
Vermisst habe ich allerdings, dass einige Behauptungen einfach stehen gelassen wurden. So sagte Wenders sinngemäß, dass er in seinen Landschaftsfotografien die Wahrheit zeige und er gleichzeitig die nachkommende Fotografen-Generation bedauere, „weil unsere Welt heute so viel komplexer/komplizierter geworden ist, dass man die Wahrheit darin kaum noch finden kann.“ Da hätte man doch prima nachhaken können, ob Wenders tatsächlich der Meinung sei, er könne in seinen Landschaftsfotografien die Wahrheit zeigen (oder ob nicht jede Fotografie immer auch die Wahrheit des Fotografen zeigt) und ob es die nachfolgende Generation deshalb nicht genauso leicht oder schwer habe wie die Generationen davor?
Insgesamt war es ein unterhaltsamer Abend, der inhaltlich aber nicht so viel bot wie beispielsweise die Podiumsdiskussion drei Jahre zuvor mit Andreas Gursky, Hilla Becher, Michael Schmidt, Moritz Wegwerth, Annette Kelm, Beat Wismer und Thomas Weski. Ich bin aber auf jeden Fall schon einmal auf die nächste Veranstaltung gespannt!
Die Ausstellung „4 Real & True 2“ von Wim Wenders ist noch bis zum 16. August im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, zu sehen.
Link: Museum Kunstpalast