Wolfgang Zurborn versteht es wie kaum ein Zweiter das Besondere im Alltäglichen, ach was: im Belanglosen zu finden und dabei dem überstrapazierten „entscheidenden Augenblick“ eine neue Bedeutung entgegenzuhalten: Wenn Henri Cartier-Bresson Klassik ist, dann ist Wolfgang Zurborn Free-Jazz. Und manchmal sogar Punk. Denn bei ihm verschwimmen Vorder-, Mittel- und Hintergrund mit- und ineinander, Transparenz und Reflexion sind genauso wichtige Bestandteile seiner Bildsprache wie unerwartete Durchblicke und Sichtachsen, Witz und Ernsthaftigkeit. Zurborn ist der vielschichtige Konstruktivist in der Street-Photography.

Sein neues, wunderbar konsequent gestaltetes Buch „Catch“ (Kettler Verlag, 38 Euro) verdeutlicht zudem, was er mit dem von ihm geprägten Begriff „The Theatre of Real Life“ meint: Es gibt keine Fotografie, die die Wirklichkeit objektiv abbildet und damit die „Wahrheit“ sagt, sondern sie ist immer auch eine persönliche Konstruktion der Welt – und somit eine Inszenierung. In dieses Chaos des Alltags bringt der Fotograf, Galerist und Dozent Zurborn also Ordnung – zumindest für eine 125tel Sekunde.

Link: Kettler

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