Den Kölner Fotografen Frederic Lezmi habe ich bereits mit seinem sehr schönen Leporello Beyond Borders vorgestellt, in dem er eine Reise quer durch Europa bis in den Nahen Osten zeigt, auf der die Grenzen zu verschwimmen scheinen.

Nun hat Lezmi gleich doppelt nachgelegt – und dabei wieder zwei Fotobücher produziert, die im strengen Sinne gar keine Bücher sind. Getreu dem Motto „Made on Sundays for Sundays“ hat er in seinem kleinen Nebenprojekt „Sunday Books“ zwei Boxen mit jeweils 28 Foto-Karten herausgebracht: „Poor Politicians“ und „Poor Politicians II“ zeigen zerstörte Wahlplakate aus Beirut und Pristina, die Lezmi während seiner Aufenthalte dort immer wieder entdeckte und nebenbei mit seinem Smartphone und einer Polaroid-App fotografierte.

Das Sujet ist dabei durchaus spannend, weil an ihnen auch der Zustand einer Demokratie und die Erwartungen der Menschen an die Politik abgelesen werden können- werden Wahlplakate hierzulande gerne mit unreflektierten Einheits-Hitlerbärtchen „verziert“ oder bestenfalls mit zynischen Sprechblasen kommentiert, werden die Konterfeis der politischen Gegner im Kosovo und im Libanon nicht ausgelacht und bloßgestellt, sondern regelrecht zerstört. Auf den ersten Blick scheint es daher ein wenig erstaunlich, dass Lezmi beiden Städten eine eigene Veröffentlichung gewidmet hat. Als ich genauer hingeschaut habe, sind mir jedoch Unterschiede aufgefallen: Während die Plakate aus Pristina eher melancholisch und wie aus einer vergangenen Zeit wirken und es durch die Überlagerung von Alten und Neu, von Vorder- und Hintergrund durchaus zu poetischen Momenten kommt, habe ich in Beirut eher den Eindruck, dass dort Aggressionen abgebaut und die Kandidaten symbolisch gedemütigt und exekutiert werden: Augen und Münder wurden ausgekratzt und das Gesicht hängt in Fetzen herunter. Lezmi selbst schreibt dann auch, dass die Lebenserwartung libanesischer Politiker nicht sonderlich hoch sei.

Die Boxen kosten jeweils 24 Euro, sind auf 100 Exemplare limitiert und können direkt beim Fotografen bestellt werden.

Link: Frederic Lezmi