Peter Gransers neues Buch ist von der Stiftung Buchkunst zu einem der „fünf schönsten deutschen Bücher 2014“ gewählt worden. Aus gutem Grund: Die zurückhaltende Gestaltung erinnert an einen reizarmen Raum im Therapiebereich und genau darum geht es auch: „J´ai perdu ma tête“, also „Ich habe den Verstand verloren“, zeigt Aufnahmen aus einer Psychiatrie: Wir sehen Detailaufnahmen wie die Delle in der Wand über einem Stuhl, einen kleinen Plastikbecher für Medikamente, Kritzeleien, Kreuze und Kreise auf einem gefliesten Fußboden, als hätte jemand Tic Tac Toe ohne jegliche Begrenzung gespielt. Granser zeigt uns zudem einige Patientenporträts und Aufnahmen von Tonfiguren, die die Patienten in der Kunsttherapie angefertigt haben. Schnell stelle ich mir die Frage, ob man als Verrückter eingeliefert wird oder erst dort verrückt wird.
Konsequent ist auch, dass wir im gesamten Buch keinen einzigen Buchstaben finden, der von den Bildern ablenkt. Der einzige Text wurde auf eine Klappkarte ausgelagert und auch die wenigen Außenaufnahmen sind herausnehmbar. Dafür klebt auf dem Cover eine kleine Plastikhülle, in dem ein Foto steckt wie in den Kliniken normalerweise die Namen der Patienten am Bett. Es zeigt einen leuchtend gelben Fußball, eingeklemmt zwischen rosaüberzogenen Matratzen und Wänden. Lebensfreude sieht anders aus.
„J´ai perdu ma tête“ ist in der Edition Taube erschienen, hat 104 Seiten und kostet 32 Euro.
Link: Edition Taube