Eigentlich bin ich kein Freund von Bild-Text-Kombinationen – viel zu oft verlassen sich Fotografen bei diesem Prinzip auf die Bedeutung des Wortes während die Fotos quasi austauschbar sind.
Diese Gefahr besteht natürlich grundsätzlich auch bei Bettina Flitner, aber ich finde, dass sie in den meisten Fällen sehr geschickt mit ihren Inszenierungen umgeht und die Bilder durch die Zitate der Abgebildeten bekräftigt, nicht aber komplett getragen werden. Und das ist ein großer Unterschied: Bekommt das Bild eine Zusatzinformation oder wird das Bild durch die Information eigentlich komplett überflüssig?
Die Retrospektive „Face to Face“ in den Kunsträumen der Michael-Horbach-Stiftung versammelt nun erstmals ihre politischen Serien aus den vergangenen 25 Jahren – darunter ihre „Freier“ genauso wie „Ich bin stolz, ein Rechter zu sein“, „Mein Feind“ und „Reportage aus dem Niemandsland“. Sehr beachtlich finde ich übrigens auch „Sextouristen“ – sie ist die einzige Serie in der Ausstellung, die ohne Texte auskommt und an ihr ist sehr schön zu sehen, wie Flitner dafür eine komplett andere Bildsprache gewählt hat, weil das einzige Foto viel mehr transportieren muss als wenn noch Text daneben stünde.
Mein Artikel ist im Kölner Stadt-Anzeiger erschienen und gibt es hier. Die Ausstellung läuft noch bis zum 18. April.
Link: Michael-Horbach-Stiftung, Bettina Flitner
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Bettina Flitner: „Freier, im Bordell ‚Paradise‘, Stuttgart-Echterdingen, 25.2. – 7.3.2013
Christian, 23, Speditionskaufmann, Single, aus der Serie „Freier“, 2013
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Bettina Flitner, aus der Serie „Prostituierte“, 2013/2014
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Ausstellungsansicht „Mein Feind“ © Damian Zimmermann
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Bettina Flitner, aus der Serie „Mein Denkmal“, 1994. Zitat zum Foto: „Mein Name ist Margarete Schulze. Ich möchte ein Denkmal dafür, dass ich so viel durch habâ. In Zwickau in der Milchbar gearbeitet. 500 Mark im Monat und sechs Kinder. Mein Erster ist im Krieg gefallen. Mein Zweiter – immer zu Hause, herzkrank. Mein Jetziger hat es am Rücken, nur Sitzen und Liegen geht. Aber ich, ich kann steppen.“
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Bettina Flitner, aus der Serie „Mein Feind“, 1992. Zitat zum Foto: „Mein Feind sind alle, die kleine Kinder missbrauchen. Erst würde ich mit ihnen reden, und wenn sie nicht verstehen, würde ich sie einfach totschlagen. Ich war zwischen 6 und 13 dran. Mein Vater und Nachbarn.“
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Bettina Flitner, aus der Serie „Ich bin stolz, ein Rechter zu sein“, 2001. Zitat zum Foto: „Ich bin stolz ein Deutscher zu sein. Meine Schnürsenkel sind auf deutsche Art gebunden, also paralell von Loch zu Loch. Eigentlich finde ich ja auch die Love-Parade gut, da feiern alle zusammen, Deutsche und Ausländer, Linke und Rechte. Aber heutzutage muss man sich ja ’ner Gruppe anschließen, sonst kriegt man von allen einen reingezwiebelt.“ – André, 18, arbeitslos
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Bettina Flitner, aus der Serie „Nachbarn“, 1991
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Bettina Flitner, aus der Serie „Reportage aus dem Niemandsland“
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Bettina Flitner, aus der Serie „Sextouristen“, 1994_
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Ausstellungsansicht „Ich bin stolz, ein Rechter zu sein“ © Damian Zimmermann