Der Titel scheint paradox: „Die Stadt, die es nicht gibt“ lautet die Ausstellung, die zurzeit im Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen die Wahrnehmung von Realität sowie die Existenz von Orten in Frage stellt. Natürlich nicht so, wie es die satirische Legende der „Bielefeldverschwörung“ seit 1994 tut, indem sie behauptet, dass alle Hinweise auf die ostwestfälische Stadt Teil einer riesigen Verschwörung von CIA, Mossad oder Außerirdischen seien. Nein, die Museumsleiterin und Kuratorin der Ausstellung, Brigitte Franzen, geht der Frage nach, wie mediale und gesellschaftliche Prozesse unsere Welt verändern und neue Räume das Dazwischen schaffen, in denen Fakten und Fiktionen verschwimmen.
Das klingt viel verkopfter, als es tatsächlich ist, denn Franzen gelingt es, 20 sehr unterschiedliche Fotografen, aber auch Film- und Videokünstler zu einer kurzweiligen, abwechslungsreichen, dennoch gehaltvollen, aber in keiner Weise geschwätzigen Ausstellung zusammenzutragen. Zu sehen sind unter anderem die illegalen Siedlungen auf den Hochhäusern Hong Kongs von Stefan Canham und Rufina Wu, die Serie „Rochers Carrés“ von Kader Attia, Porträts von Jugendlichen, ihre Rituale und ihr soziales Umfeld von Tobias Zielony, Ansichten aus Nordkorea von Armin Linke, ein riesiges Wandinstallation über die Folgen des Tsunamis in Japan von Paolo Pellegrin, Muster- und Fertighäuser im Folklorestil von Annette Kelm sowie manipulierte Architekturfotografien von Michael Krumm.
Meine ausführliche Besprechung ist in der Photonews erschienen und gibt es hier als PDF.
Link: Ludwig Forum