Das Projekt „Switcheroo“ von Hana Pesut kenne ich schon länger und will es eigentlich schon seit Monaten hier vorstellen, aber aus verschiedenen Gründen hat sich das immer wieder verschoben. Nun klappt es aber doch noch – und das ausgerechnet am heutigen Weltfrauentag, was ein sehr passender Zufall ist.

Denn in „Switcheroo“ geht es vor allem um Geschlechterrollen – heute gerne unter dem Sammelbegriff „Gender“ zusammengefasst. Pesuts Serie spielt im wahrsten Sinne des Wortes mit unseren Erwartungen, die wir an das Auftreten von Männern und Frauen haben – denn obwohl man das Prinzip von „Switcheroo“ eigentlich vom ersten Bild an durchschaut (ein heterosexuelles Paar lässt sich fotografieren und anschließend tauschen die beiden ihre Kleidung und jeder nimmt die Körperhaltung des anderen vom ersten Foto ein, und sie werden erneut fotografiert), gibt es immer wieder Bilder, die man erst auf den zweiten oder gar dritten Blick versteht. Dabei sind es nie die Frauen in den Männerrollen, die uns verwirren, sondern eigentlich immer nur die grobschlächtigen Männer in den viel zu kleinen und bunten Frauenkleidern.

Dieser Trick funktioniert meiner Meinung deshalb besonders gut, weil Pesut in ihren Bildern die Personen, nicht aber die Kleidung die Position wechseln lässt: Das elegante Abendkleid bleibt in beiden Fotografien auf der rechten Seite, nur die Person in den Klamotten ist eine andere. Die Fotografin hätte ja auch genauso die Personen an den gleichen Stellen stehen und bloß die Kleidung die „Position“ wechseln lassen können, aber das Konzept wäre deutlich langweiliger weil durchschaubarer gewesen.

So jedoch schauen wir uns die Bilder an und sind verwirrt. Und wir sind auch deshalb verwirrt, weil wir nach dem Fehler schauen müssen. Frauen in Männerkleidung sind wir mittlerweile gewohnt, Männer in Frauenkleidung hingegen nicht. Das funktioniert natürlich besonders gut, wenn Kleider und Röcke und besonders bunte Klamotten ins Spiel kommen – bei dem Paar, bei dem beide die gleiche langweilige Unisex-Kleidung wie eine urbane Uniform tragen, macht es eigentlich keinen Unterschied. Und wenn Männer ausgeflippte Hosen und Shirts tragen, weiß man übrigens auch nicht genau, welches jetzt eigentlich das Vorher- und welches das Nachher-Bild ist.

Man kann die Serie also als Metapher auf unsere sich im Wandel befindlichen Gesellschaft sehen. Die Emanzipation der Frauen funktioniert, allerdings nur, wenn sie sich den Männern anpassen. Umgekehrt werden Männer in Frauenrollen (sei es als Kindergärtner oder als Hausmann) noch immer schräg angeschaut. Emanzipation ist aber keine Einbahnstraße, sie muss in beide Richtungen funktionieren. Und es kann nicht sein, dass Emanzipation bedeutet, die eigene (weibliche) Rolle aufzugeben. Das setzt natürlich voraus, dass das auch beide Geschlechter wollen. Frauenkleider möchte ich deshalb allerdings trotzdem nicht unbedingt anziehen.

Link: Hana Pesut, Switcheroo