Durch Fotografie ausgelöste Eifersucht ist so alt wie das Medium selbst, in der Diskussion über den Einfluss von Fotografie auf unser Leben ist dieser Aspekt aber bislang kaum berücksichtigt worden. Selbst in dem von mir sehr geschätzten Buch „Photography Changes Everything“ von Marvin Heiferman wurde es nicht behandelt.
Zwei Ereignisse gaben dann den Ausschlag, dass ich mich mit dem Thema beschäftigen wollte: Das Erscheinen des 15. Bandes von „In Almost Every Picture“ von Erik Kessels, in dem eine offensichtlich stark eifersüchtige Frau die Frauen auf allen Fotos ihres Mannes bis zur Unkenntlichkeit übermalt hat. Und die Geschichte, dass mein Großvater das einzige Foto, das meine Großmutter von ihrem leiblichen Vater besaß, wegschmiss, weil er ihn für einen Verehrer hielt. Aber auch Jenny Rovas Projekt „I would also like to be – A work on jealousy“ hatte ich noch in bester Erinnerung sowie die Etablierung des Begriffs „Fremdliken“ als neues Social-Media-Phänomen. Last not least wirkt seit Jahren die Geschichte in mir nach, dass der große Eadweard Muybridge 1874 aufgrund eines falsch interpretierten Fotos seines Sohnes einen Mord beging.
Mich brachte das zu der Erkenntnis, dass Roland Barthes „Es ist so gewesen“ bei starken Gefühlen wie Eifersucht, Hass, Liebe oder Neid nicht zutrifft. Unsere Erinnerung schlägt dann nicht den Weg der Nostalgie und der Erinnerung ein, sondern den der Gewissheit: „Es ist so!“
Mein kurzer Essay „Fotografie und Eifersucht“ ist in der Photonews erschienen und gibt es hier als PDF.
Links: Erik Kessels, Jenny Rova, Photography Changes Everything