„Fragmentierte Dissonanzen“ (seit 2021)
Wir blicken auf ein Foto. Und vergessen dabei meist, dass dieses Foto immer auch ein Trägermaterial benötigt, um gesehen zu werden - sei es das Fotopapier, das Display, eine Zeitschrift oder die Wand, auf die es projiziert wird. Ein als Puzzle zusammengesetztes Bild macht die Objekthaftigkeit der Fotografie hingegen sehr deutlich - sie springt uns sprichwörtlich an. Bei einem fragmentierten Puzzle mit seinen ungleichmäßig verstreuten Teilen wird diese Objekthaftigkeit sogar noch deutlicher als das Motiv selbst.
Meine neue Serie „Fragmentierte Dissonanzen“ spielt dabei mit dem Paradoxon, dass ein Puzzle so unbestechlich und wahrhaftig zu sein scheint wie die Fotografie, die es zeigt. Gleichzeitig muss ein Puzzle aber immer erst zusammengesetzt werden und genau dieser Prozess des Zusammensetzens ist nur scheinbar nicht manipulierbar – wie jede Fotografie selbst auch.
Die Arbeit „V-J Day in Da Nang“ ist der Start der neuen Serie. In ihr vermische ich zwei historische Reportagefotografien: Alfred Eisenstaedts „V-J Day in Times Square“ sowie ein Foto aus dem Vietnamkrieg, auf dem ein US-Marine eine gefesselte Vietnamesin mit verbundenen Augen wegträgt. Die beiden überdecken die legendäre Kuss-Szene von Eisenstaedt.