Acht Jahre lang hat Julian Röder die Proteste während diverser G8-Gipfel begleitet und fotografiert. Angefangen hat alles 2001 in Genua. Damals gingen mehr als 300.000 Menschen auf die Straße und ein Demonstrant wurde von der Polizei erschossen, aber Röder war auch in Thessaloniki, Gleneagles, Heiligendamm und Hokkaido mit dabei. Seine Fotos von den Auseinandersetzungen wirken auf den ersten Blick wie die üblichen Aufnahmen der Nachrichtenagenturen, doch mit ihnen haben sie tatsächlich nur die Motive gemein: Zu unspektakulär als Porträt, zu kleinteilig in den Details und zu komplex in der Komposition erinnern sie eher an klassische Schlachtengemälde oder Landschaftsaufnahmen denn an die eher einfach gestrickten Bilder für Online-Klickstrecken auf den gängigen Nachrichtenseiten.

Ergänzt wird „The Summits“ dabei um weitere Serien – unter anderem besuchte er für „World of Warfare“ 2011 die „International Defense Exhibition and Conference“ in Abu Dhabi, an der 50.000 Militärs und Waffenhändler teilnahmen. Hier hat sich auch seine Bildsprache radikal geändert: Er zeigt uns den Kontrast zwischen den Besuchern, Ausstellern und Hostessen, die zwischen Panzerfahrzeugen, Maschinengewehren und Raketenwerfern entlang schlendern. Sein Blitzlicht sorgt zugleich für eine Amateurfotografen-Ästhetik, die den Blick eines üblichen Messebesuchers imitiert. Einen so radikalen Wechsel in der Bildsprache finde ich äußerst bemerkenswert.

Und in seiner neuesten Arbeit „Mission and Task“ zeigt er uns, wie sich die Europäische Union entlang ihrer Außengrenze vor Eindringlingen schützt: Mit Grenzposten und Schäferhunden, Wärmekameras, Grenzzäunen und Überwachungssatelliten. Ein Thema, an dem auch andere wie beispielsweise Yann Mingard und Alban Kakulya (East of a New Eden) oder Eva Leitolf (Postcards from Europe 03/13) arbeiten – aber jeder mit einem eigenen Zugang. Und auch für diese Serie bedient sich Julian Röder einer anderen Bildsprache. Er wechselt zur inszenierten Dokumentarfotografie mit Porträts von Grenzsoldaten, deren Ausrüstung und Panoramaansichten der zu kontrollierenden Gebiete.

Das Buch „World Wide Order“ fasst insgesamt vier Serien zusammen. Es ist bei Hatje Cantz erschienen, hat 132 Seiten und kostet 35 Euro.

Link: Hatje Cantz