Meine neue Arbeit Tears in Rain ist fertig. Dabei handelt es sich um eine 3-Kanal-Präsentation, die ich ursprünglich 2018 während meiner Artist-in-Residence im Atelierhaus Salzamt im österreichischen Linz entwickelt und präsentiert habe. Im Rahmen meines NRW-Künstlerstipendiums 2020 konnte ich die Arbeit nicht nur fortführen und erweitern, sondern sie dank der Möglichkeiten von Mozillas Hubs nun auch unabhängig von physischen Ausstellungsräumen besuch- und erfahrbar machen. Und zwar 24/7. Vor allem aber sind auch gemeinsame Besuche und Treffen in der Ausstellung möglich, was einer physischen Ausstellung schon sehr nahe kommt.

Aktuell umfasst „Tears in Rain“ fast 600 eigene Fotografien, die ich aus meinem fast 200.000 Bilder umfassenden Archiv der letzten 20 Jahre entnommen habe. Ein einziger Durchlauf dauert rund 30 Minuten, wobei sich mit jedem Neustart einer einzelnen Projektion auch neue Bildkombinationen und somit Lesemöglichkeiten ergeben. „Tears in Rain“ funktioniert dabei nach dem Prinzip der Wunderkammer: In den Vorläufern der modernen Museen wurde (scheinbar) nicht Zusammengehöriges wie Kunstwerke, Artefakte und Naturalien gemeinsam präsentiert und in einen Dialog gebracht. Die Projektionen sind der Versuch, mich meinem eigenen visuellen Kosmos und dem Vakuum meiner Erinnerungen zu stellen und auszusetzen. Die Reihenfolge der Bilder ist dabei größtenteils dem Zufall überlassen, die Kombinationen wie die Wirkungen auf den Betrachter sind unkalkulierbar und zugleich flüchtig und einzigartig wie die erlebten und fotografierten Augenblicke es selbst auch waren.

Der Titel „Tears in Rain“ entstammt dabei der Schlusssequenz des Films „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982. Darin hält der Replikant Roy seinen berühmten Monolog, der mit den Worten „All those moments will be lost in time, like tears in rain. Time to die“ endet. Meine Arbeit ist der Versuch, die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit von Augenblicken festzuhalten und miteinander in Beziehung zu bringen, ohne jedoch diese Flüchtigkeit und Vergänglichkeit aufzubrechen: Jedes Bild ist nur für zehn Sekunden zu sehen, die einzelnen Bildkombinationen sind meist für nur drei, vier Sekunden sicht- und erfahrbar, bevor sie durch neue Eindrücke und Kombinationen ersetzt werden. Jedes Festhaltenwollen wird damit unterwandert – denn die Essenz der Fotografie ist nun einmal die Melancholie.

Schau einfach mal rein. Ein kleiner technischer Hinweis noch: Am besten und stabilsten läuft die Ausstellung, wenn ihr mit dem Laptop/PC, dem Firefox-Browser und (wenn mehrere Leute im Raum sind) mit einem Headset hinein kommt.