Sechs Jahre lang hat Herlinde Koelbl die militärische Ausbildung in fast 30 Ländern beobachtet. Anhand der jeweiligen Schießziele zeigt sie uns die kulturellen Unterschiede. Wie sehen die Feindbilder in den USA und in Brasilien, wie die Trainingsbedingungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in der Ukraine aus? Die cartoon-artige Malerei in Südkorea und die detaillierte 70er-Jahre-Illustrationen mit attraktiven Blondinen als Geiseln und grimmigen Afrikanern als Bösewichte in Deutschland sind so voller Klischees als wären sie direkt einem Groschenroman entsprungen.

Zusammen mit den Architekturaufnahmen der nüchternen Übungsorte wäre das Material für ein sehr gutes Buch. Doch Koelbl will zu viel erklären und streut deshalb lieb- und belanglose Soldatenporträts und -zitate auf tarngrünem (!) Hintergrund hinein. Damit opfert sie ihr subtiles Thema zugunsten einer scheinbar nötigen Erklärung. Das finde ich sehr schade – zumal ja erst jüngst KesselsKramer Publishing mit Useful Photography #11 gezeigt hat, dass das Thema den ganzen Schnickschnack nicht braucht.

Das Buch „Targets“ ist im Prestel Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet 49,95 Euro.

Link: Prestel