Die letzte Ausstellung des Fotografen Stefan Heyne in der Galerie Kaune, Posnik, Spohr liegt bereits fünf Jahre zurück und ich erinnere mich, dass ich sie nicht wirklich überzeugend fand: Das angebliche Ausloten von Grenzen in der Kunst langweilt mich zu oft, weil es a) inflationär betrieben wird und b) man sich damit wahnsinnig intellektuell geben kann, aber c) das Versprechen letztlich per se nicht eingehalten werden kann: Wo, bitteschön, sollen denn eigentlich die Grenzen in der Kunst und in ihrer Darstellbarkeit sein und warum sollte man sie überhaupt ausloten wollen?

Die aktuelle Ausstellung von Stefan Heyne finde ich hingegen viel überzeugender weil radikaler: Der gelernte Bühnenbildner scheint nicht mehr zu suchen, er hat bereits gefunden und zeigt fast ausschließlich abstrakte, unscharfe, monochrome Farbverläufe. Das Auge versucht nicht mehr sich an irgendwelchen Anhaltspunkten festzuklammern und Gegenstände zu erkennen, weil es keine mehr gibt.

Im Interview mit Rebecca Maria Jäger (nachzulesen in Qvest #67) hat Heyne es so formuliert: „Wenn ich fotografiere, versuche ich dichter ans Auge zu kommen und schalte meinen Verstand aus. Dann ist sowieso alles abstrakt. Es geht mir um ein direkteres Sehen, als es vielleicht im Alltag üblich ist. Wahrnehmung und Sehen sind Prozesse, bei denen die kollektive kulturelle Überformung eine große Rolle spielt, also der Kopf und das Denken; es gibt Konventionen wie zu sehen ist, und es gibt auch Tabus, besonders in der Fotografie. Und gerade diese interessieren mich.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. Juni zu sehen. Meine Besprechung aus dem Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier als PDF.

Außerdem ist Stefan Heynes neues Buch „Naked Light – Die Belichtung des Unendlichen“ im Hatje Cantz Verlag erschienen. Es hat 128 Seiten und kostet 39,80 Euro.

Link: Kaune, Posnik, Spohr

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