Es ist schon starker Tobak, was Sherrie Levine da macht: 1981 hat sie ihren Werkzyklus „After Walker Evans“ vorgestellt, für den sie die bekannten Fotografien von eben Walker Evans, die er in der Zeit der Großen Depression in den USA aufgenommen hatte, aus einem Katalog abfotografiert und anschließend ausgestellt hat. Das war damals provokativ und in gewisser Weise auch „richtig“, denn es geht bei der so genannten Appropriation Art und besonders bei der Fotografie immer auch um die Frage nach dem Original und der Kopie. 30 Jahre später macht Levine das allerdings immer noch – und hat für die Ausstellung bei Jablonka Pasquer Projects Arbeiten von August Sander abfotografiert.

Auf mich wirkt diese Vorgehensweise wie eine moderne Variante des Hans Christian Andersen-Märchens „Des Kaisers neue Kleider“ – und ich fühle mich ein wenig wie das Kind, das schreit „Aber er hat ja gar nichts an!“. Man kann sich zu jedem Thema einen fantastisch-theoretischen Überbau konstruieren – man sollte allerdings darauf achten, dass am Ende keine Kopfgeburt herauskommt. Und vor allem sollte man den Betrachter nicht für dümmer verkaufen als er ist.

Meine Besprechung, die heute im Ksta erschienen ist, findet ihr hier.