Eigentlich ist es schon ein bisschen spät für eine Besprechung der Robert Adams-Retrospektive im Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop, schließlich läuft sie ja schon eine ganze Weile. Aber erstens habe ich sie jetzt erst gesehen, zweitens wurde sie bis zum 10. November verlängert und drittens ist sie auch einfach sehr interessant.
Ich kannte Robert Adams bislang nur von seinen Meeres-Fotos, die ich 2009 mal in der Galerie Thomas Zander gesehen habe, und natürlich seinen Beitrag zur New Topographics-Ausstellung im Jahr 1975, dessen Rekonstruktion ja 2011 in der Kölner SK Stiftung gezeigt wurde. Adams ist einer der großen US-Fotografen und dennoch nur wenig bekannt – was zum einen daran liegen mag, dass er ungern im Rampenlicht steht und beispielsweise schon länger eigentlich nicht mehr verreist. Sicherlich liegt es aber vor allem an seinen zurückhaltenden, eher subtilen Bildern. Dennoch haben sie eine sehr eigene Kraft und auch eine klare Aussage – etwas, was ich leider bei vielen anderen Fotografen vermisse.
Denn Robert Adams, geboren 1937, beschäftigt sich seit 40 Jahren mit der Landschaft des amerikanischen Westens – und vor allem mit den Veränderungen durch eine stetig zunehmende Besiedelung, aber auch mit den Erscheinungen und Folgen von Konsum und Kapitalismus. Seine Bilder sind dabei selten spektakulär und auch nie ironisch-böse wie man es bisweilen bei seinen Landsleuten Mitch Epstein oder Joel Sternfeld sieht. Letztere fotografieren zudem auch in Farbe, während Adams bis heute in Schwarzweiß fotografiert und seine Abzüge auch selbst in seiner kleinen Dunkelkammer zu Hause produziert. Die Abzüge sind dementsprechend auch Old School-mäßig kleinformatig.
Die Ausstellung hat – wie so oft bei Retrospektiven, schließlich will man eine Gesamtübersicht bieten – natürlich auch ihre weniger aufregende Passagen. Vier Serien Adams‘ finde ich aber besonders hervorstechend. Da ist zum einen „The New West“, mit der er 1974 auch bekannt geworden ist und die gemeinsam mit Walker Evans‘ „American Photographs“, Robert Franks „The Americans“ und Stephen Shores „Uncommon Places“ in einem Atemzug genannt werden kann und muss. Ebenfalls sehr bewegt hat mich zudem „Los Angeles Spring“ als zärtlich-intime Beobachtungen der Natur in der Großstadt, „Turning Back“ über zerstörte Wälder und „Summer Nights“, wo ich plötzlich einen Ursprung für Todd Hidos Fotografie gesehen haben will. Es gibt also viel zu entdecken!
Link: Josef Albers Museum Quadrat