Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr hat der Verlag Seltmann & Söhne nun erneut einen Abreißkalender in Form von Polaroids herausgebracht. „Poladarium“ nennt er diesen nach eigenen Worten „ersten Sofortbildkalender der Welt“. Das ist wahrscheinlich genauso dick aufgetragen wie die Formulierung „Das perfekte Geschenk für jeden, der alte Polas und echte Fotografie liebt.“ Was soll denn, bitte schön, „echte Fotografie“ sein?
Ganz verstehen kann ich auch nicht, warum man für einen Abreißkalender eine zehnköpfige (!) Jury, bestehend unter anderem aus Michael Biedowicz vom ZEITmagazin, Marion Birringer vom Impossible Project, Stern-Art-Director Johannes Erler und Designer Mario Lombardo benötigt. Ich vermute, dass das Poladarium vor allem ein Werbemittel für die von der Firma Impossible Project wieder hergestellten Polaroid-Filme ist. Auf der kalendereigenen Homepage kann man nämlich nicht nur die teuren Filme, sondern auch direkt die dafür benötigte Kultkamera SX-70 erwerben. Allerdings zum stolzen Preis von 229 Euro. Das macht deutlich, dass das analoge Polaroid leider genauso zum überteuerten Gimmick für den Großstadt-Hipster verkommt wie seinerzeit die Lomo.
Aber sei’s drum – ich möchte mich hier nicht zu viel über Marketingstrategien auslassen, schließlich gefällt mir das Produkt, um das es hier eigentlich gehen soll, sehr gut. Das Poladarium bietet 365 Abreißbilder, die durch die Lackveredelung des Papiers tatsächlich nah an das optische und haptische Gefühl echter Sofortbilder heranreicht. Der Kalender kostet 24,90 Euro, und man kann ihn entweder hinlegen, aufstellen oder an die Wand hängen.
Die Bilder darin stammen von unterschiedlichsten Fotografen (meist aus Deutschland, aber auch aus dem restlichen Europa und den USA), da der Verlag Seltmann & Söhne dazu aufgerufen hatte, eigene Polaroids für den Kalender einzusenden. Die Fotografen werden jeweils auf der Bildrückseite genannt. Die von der bereits erwähnten Jury getroffene Auswahl finde ich weitgehend gut – bei dieser großen Menge und Bandbreite bleibt es natürlich nicht aus, dass es auch mal weniger tolle Fotos gibt, aber im Gegensatz zu einem „normalen“ Kalender muss man ja auch die doofen Bilder nur einen Tag ertragen. Umgekehrt ist es natürlich schade, dass auch die großartigen Polaroids nach einem Tag weg sind, aber dafür hat ein Abreißkalender ja den Vorteil, dass man die Motive anschließend aufbewahren, verschenken oder an den Kühlschrank kleben kann.
Link: Poladarium