Dass die Alfred Ehrhardt Stiftung zum Jahreswechsel vom Rhein an die Spree gezogen ist, hat man in Köln zwar beklagt, nicht jedoch ohne hinter vorgehaltener Hand ein beleidigtes  „Na, wenn ihr meint, dass ihr da mehr Erfolg haben wird“ hinterherzuschicken. Nun habe ich die Stiftung in der Auguststraße 75 in Berlin besucht und war von den sehr schönen, neuen Räumen und der aktuellen Ausstellung „Paradise Now“ von Peter Bialobrzeski gleichermaßen begeistert. Offensichtlich hat sich der Umzug für die Stiftung gelohnt, denn in Köln fristete sie tatsächlich eher ein Schattendasein, während sie im beliebten Galerienviertel Berlins ein zigfaches der Besucherzahlen verzeichnen kann.

Das könnte natürlich aber auch einfach mit der tollen Ausstellung zusammenhängen. Bialobrzeskis Buch Paradise Now kannte ich bereits, doch die Bilder entfalten als Großabzug eine ganz andere, sehr intensive Wirkung. Inhaltlich und ästhetisch hat er es geschafft, die vom Menschen gepflanzte oder aber auch von der Stadt unberührt gelassene, fast urwaldartige Natur in asiatischen Metropolen auf eine sehr individuelle Art und Weise zu dokumentieren – und dabei die Grenze der Dokumentarfotografie regelrecht auszuloten. Oberflächig schön wie romantische Gemälde, werden seine Nachtaufnahmen aus Jakarta, Singapur, Bangkok und Kuala Lumpur gebrochen durch die künstliche Lichtführung der Neonleuchten, die Unschärfe der achtminütigen Belichtungszeit und die modernen Wolkenkratzer und Baukräne, die buchstäblich ihre Spuren in den Bildern hinterlassen. Während es Gang und Gäbe ist, kümmerliche Reste von Natur in der urbanen Landschaft festzuhalten, dreht der 1961 geborene Bialobrzeski den Spieß um: Durch das fast surreale Tropengrün erkennt der Betrachter, dass sich die Natur und damit die Hoffnung nicht länger werden halten können. Wer mag, kann aber auch das Gegenteil darin erkennen – ich fühle mich jedenfalls angenehm an die (alten) Aufnahmen aus Angkor Wat erinnert, auf denen deutlich zu erkennen ist, dass sich die Natur ihren Lebensraum irgendwann wieder zurückholen wird – selbst, wenn es ein wenig länger dauern sollte.

Tipp: Zur Finnisage am Sonntag, 18. April , findet um 14 Uhr ein Künstlergespräch mit Peter Bialobrzeski und der Leiterin der Alfred Ehrhardt Stiftung, Dr. Christiane Stahl, statt.