Immer wieder stehen Fotografen oder deren Nachkommen vor dem Problem, was mit dem Archiv geschehen soll. Weil es bislang kaum Anlaufstellen gibt, landet unter Umständen Vieles direkt im Müll oder wird falsch gelagert, so dass es nach wenigen Jahren verrottet.

In Berlin hat sich nun das Netzwerk Fotoarchive gegründet, um sich diesem Problem anzunehmen. Zu den Gründungsmitgliedern zählen unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh), der Bund Freischaffender Foto-Designer (BFF), der Bundesverband der Pressebild-Agenturen und Bildarchive (BVPA), der Fotografenverband Freelens sowie die Zeitschrift Photonews, auf deren Initiative das Netzwerk überhaupt erst gegründet wurde.

Den vollständigen Text findet ihr auf Artnet.

Link: Netzwerk Fotoarchive

Nachtrag: Weil das Artnet-Magazin leider nicht mehr existiert, gibt es meinen Artikel nun hier. Viel Vergnügen.

Netzwerk Fotoarchive gegründet

Immer wieder stehen Fotografen oder deren Erben vor der Frage, wo ihr fotografisches Archiv am besten aufgehoben ist. Bislang haben Betroffene kaum Anlaufstellen und wissen nicht, an wen sie sich am besten wenden können – eine nationale Einrichtung für Archive und Nachlässe gibt es nicht, was unter anderem an der föderalen Struktur Deutschlands liegt. Aber es fehlt auch an Online-Auftritten, auf denen sich Fotografen oder Erben informieren können. Oder besser gesagt: Fehlte. Denn in Berlin hat sich nun der gemeinnützige Verein „Netzwerk Fotoarchive“ mit Sitz in Köln gegründet.

Ziel des Vereins ist es, Schritt für Schritt Informationen über bestehende Archive und Institutionen zu sammeln und diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gleichzeitig will es öffentliche und private Institutionen und Initiativen, die bereits heute wesentliche Archive und Nachlässe bewahren und vermitteln, bei der Sicherung und Aufarbeitung einzelner Archive unterstützen. „Bislang ist man mit seinem Archiv vollkommen alleingelassen“, erklärt Christiane Stahl von der Alfred-Ehrhardt-Stiftung, die als stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) zu den Gründungsmitgliedern zählt. Nicht jeder habe das Geld für die Gründung einer Stiftung, gleichzeitig dränge meist aber die Zeit, so Stahl, denn wenn analoge Fotografien und Negative nicht halbwegs fachgerecht gelagert werden, seien sie irgendwann unwiederbringlich zerstört.

Das Netzwerk ist also sowohl für Fachleute, die sich austauschen, als auch für Laien, die nicht einschätzen können, wie relevant ihr Archiv ist und an wen sie sich wenden können, gedacht. Auf dem Portal finden sie dann Kontakte zu Museen, Auktionshäusern und Fotografie-Experten – und das deutschlandweit. Als Basis dafür dient dem Netzwerk übrigens das Portal fotoerbe.de, das Stefan Rohde-Enslin vom Institut für Museumsforschung vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat, dessen Daten aber nicht immer aktualisiert worden seien. Rohde-Enslin selbst ist ebenfalls Mitglied des „Netzwerk Fotoarchive“ – genauso wie der Bund Freischaffender Foto-Designer (BFF), der Bundesverband der Pressebild-Agenturen und Bildarchive (BVPA) sowie der Fotografenverband Freelens.

Initiiert wurde die Gründung allerdings von der Zeitschrift Photonews, die im Sommer 2010 eine Themenbeilage zu „Archive und Nachlässe“ herausgegeben hatte. Darin rief der Fotohistoriker Enno Kaufmann zur „Rettung der Fotoarchive“ und Sebastian Lux von der Stiftung F. C. Gundlach zur Gründung einer „Stiftung Deutscher Fotografie“ auf. Daraus sei dann eine Eigendynamik entstanden, erinnert sich Photonews-Redakteurin Anna Gripp, die ein Jahr später schließlich im Netzwerk Fotoarchive mündete und dessen Vorsitzende Gripp heute ist.

Nicht zuletzt will das Netzwerk aber auch das Bewusstsein für dieses Problem schärfen – bei den Urhebern und deren Erben, aber eben auch in der Bundespolitik. „Wir hoffen, dass wir in unserer Arbeit finanziell unterstützt werden“, so Christiane Stahl – schließlich sei die Fotografie ein wichtiges Kulturgut. Dass zwingender Handlungsbedarf vorhanden ist, erkennt man daran, dass sich im Zeitalter der Digitalfotografie immer mehr Verlage und Bildagenturen von ihren analogen Beständen trennen. Nur wenige bleiben dabei erhalten – so wie beispielsweise das Bildarchiv des Nachrichtenmagazins „Spiegel“, das als Dauerleihgabe an das Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen übergeben wurden.