Bei seinen täglichen Runden durch New York entdeckt der Street Photographer Jeff Mermelstein sowohl Poesie als auch Absurditäten im Alltag und sein Foto von dem Mann, der am Straßenrand steht und ein dickes Buch im Mund hält, ist längst zu einer Ikone der Straßenfotografie geworden. Im Interview erzählte er mir, dass es die ganz besondere Energie in dieser Stadt ist, die ihn immer wieder zu seinen langen Spaziergängen mit der Leica hinaus lockt.

Doch als Mermelstein 2016 plötzlich das iPhone für sich entdeckte, erfand er sich und die Straßenfotografie komplett neu. Für „#nyc“ fotografierte er die Nachrichten auf den Smartphone-Displays fremder Menschen ab und trug ein ganz eigenes, voyeristisches Bild der Metropole zusammen. Seine zweite iPhone-Serie „Hardened“ zeigt zwar auf den ersten Blick wieder absurde Straßenaufnahmen, doch Mermelstein hat dabei kaum noch die Menschen und viel mehr die kleinen Details am Rande wie den scheinbar fliegenden Goldfisch im Plastikbeutel oder den Kaktus unter einem Auto im Fokus. Diese Aufnahmen reichen zwar längst nicht an die Qualität seiner bisherigen Fotografien heran, aber es ist dennoch interessant zu beobachten, wie der Wechsel des fotografischen Werkzeuges seine Arbeitsweise beeinflusst und inspiriert.

Die Kölner Galerie Bene Taschen zeigt noch bis Ende Januar 2022 eine Ausstellung mit Mermelsteins Hardened-Arbeiten und im fotoMagazin stelle ich dessen iPhone-Arbeiten kurz vor. Den Artikel gibt es wie immer hier als PDF.

Links: Galerie Bene Taschen, Jeff Mermelstein