Das Duesseldorf Photo Weekend 2013 ist vorbei, aber die meisten Galerie-Ausstellungen sind noch eine Weile zu sehen. Im Kölner Stadt-Anzeiger habe ich heute drei kurz vorgestellt – Anna Vogel in der Galerie Conrads, Gabriel Jones in der Galerie Bugdahn und Kaimer sowie Rolf Brög in der Petra Rinck Galerie. Den Artikel gibt es hier als PDF.

Weitere drei möchte ich nun noch nachreichen. In den Schwanenhöfen fand beispielsweise die Ausstellung „Go Photo“ mit Arbeiten von zwölf jungen Fotografen statt. Die ist zwar leider schon vorbei, doch zwei Positionen werden mir besonders in Erinnerung bleiben: Die Serie „The Travellers“ von Birte Kaufmann sowie der „Kinderaltar“ von Annina Lingens. Kaufmanns Reportage über das Leben der größten irischen Minderheitengruppe, die in temporären Camps lebt und eine eigene Sprache spricht, ist mitunter bildgewaltig, surreal, verträumt und für mich eine Mischung aus Lucas Foglias „A Natural Order“ und Nick Waplingtons „Living Room“. Lingen hingegen ist mit nur einem einzigen Bild in der Ausstellung zu sehen, das aber hat schallendendes Gelächter bei mir ausgelöst: Es zeigt eine typische Wohnungseinrichtung mit Sideboard und Trockenblumensträußen an der Wand, an der die stolzen Eltern die Fotos ihrer Kinder schick gerahmt präsentieren – nur mit dem Unterschied, dass die Kids bei Annina Lingens nicht lachen, sondern gerade hysterische Heulkrämpfe haben, weil sie bei Sportwettbewerben verloren haben. Eine wunderbar bitterböse Arbeit, die gleichzeitig unser Verhältnis zu und unseren Umgang mit persönlichen Erinnerungen hinterfragt. Sie hat mich auch stark an die Serie Wunschkinder von Ursula Becker erinnert.

In der Galerie Bernd A. Lausberg stellt hingegen Gudrun Kemsa ihre „Urban Stage“-Serie aus. Wie der Titel verrät, nutzt Kemsa die cleane, repräsentative Architektur von Straßenzügen (hier aus New York) für ihre wie Theaterinszenierungen aussehenden Fotografien. Die Menschen, die Passanten, wirken oft wie deplatziert und auch isoliert, obwohl sie nicht selten in Massen auftauchen. Es sind also öffentliche Unorte – Unorte deshalb, weil sie trotz ihrer Pracht nicht zum Verweilen einladen. So richtig springt bei mir allerdings nicht der Funke über – am ehesten klappt es eigentlich noch, wenn nur wenige Personen auf den Bildern zu sehen sind und in der viel zu groß erscheinenden Architektur zu verschwinden drohen. Richtig gut finde ich allerdings ihre beiden Videoarbeiten, vor allem die Zwei-Kanal-Installation „Queens“, die eine Zugfahrt aus zwei leicht verschobenen Perspektiven zeigt.

Nicht sehr begeistert war ich anfangs von der Serie „The Landing“ von Mary A. Kelly in der Galerie Voss. In streng-serieller Reihenfolge zeigt sie quadratische Fotografien von Gefängniszellen aus Portlaoise/Irland. Der Betrachter sieht immer den gleichen Ausschnitt und nimmt die Perspektive eines Besuchers ein, der über den Gefängnisgang läuft und im Vorbeigehen in die Zellen schauen kann, ohne sie zu betreten, geschweige denn, ohne sich mit ihren Bewohnern auseinandersetzen zu können. Es sind Einblicke in die Intimsphäre der Gefangenen – unverhohlen voyeuristisch und interessiert, aber eben auch distanziert. Vielleicht stört mich aber auch einfach die Präsentation der Bilder – Abzüge auf Alu-Dibond und hinter Acrylglas war ja eine Zeit lang ganz schick, hat für mich aber auch eine gewisse Werbe-Ästhetik, die hier leider fehl am Platz ist.

Links: Conrads, Bugdahn und Kaimer, Petra Rinck, Go PhotoVoss, Bernd A. Lausberg