In Kassel hat von Donnerstag bis Sonntag das 3. Internationale Fotobook Festival stattgefunden. Ich habe mir gleich alle vier Tage gegeben und bin auch sehr froh darüber, denn abgesehen von der etwas unvorbereitet wirkenden Organisation war die Veranstaltung ein Treffpunkt des „Who’s who“ der internationalen Fotobuchszene: Martin Parr, Gerry Badger, Rinko Kawauchi, Alec Soth und Paul Graham gehören sicherlich zu den bekanntesten Vertretern (wobei mich der eitle Vortrag Grahams eher aggressiv gemacht hat). Sehr gut gefallen hat mir hingegen der informative und kurzweilige Beitrag des Kunsthistorikers und Experten für japanische Fotografie, Ferdinand Brüggemann, über „Japanische Fotografinnen der Gegenwart“ und Rob Hornstra, der nicht nur tolle Bilder und Bücher macht, sondern der auch ein eigensinniges, aber ausgetüfteltes Marketing- und Finanzierungssystem dafür entwickelt hat.

Sehr gefreut hat mich ebenfalls, dass neben Nollywood von Pieter Hugo auch Beyond Borders von Frederic Lezmi unter den 24 Büchern des Photobook Awards waren, unter denen ansonsten vor allem „Black Passport“ des Kriegsfotografen Stanley Greene hervorstach – ein verstörendes Buch in einer sehr eigenen, direkten Gestaltung.

Viel Zeit habe ich auch bei den Büchern des Dummy-Preises verbracht, wobei die drei Preisträger Werner Amann mit American. (hier als kleiner Auszug), Chad States mit „Cruisin'“ und Axel Beyer mit  Bebra Curiosa nicht unbedingt meine Favoriten waren. Ziemlich gut fand ich Richard Kurc Konzeptporträts mit Kinder, Eltern, Autos – Familienportraits in mobilen Rahmen und Alexander Labrentz mit seiner Dokumentation Arbeit und Leben über Massentierhaltung. Über die Fotos aus dem Buch Wunschkinder von Ursula Becker habe ich gelacht wie selten bei einem Fotobuch, allerdings fand ich das Buch selbst ziemlich schwach gestaltet. Ähnlich erging es mir bei Arnd Weider und seinem theater – starke Fotos und ein angemessenes Layout, aber eine furchtbare Typo. Etwas zu lang, aber insgesamt dennoch ganz gut fand ich Florian Generotzky mit Risse im Beton (vor allem das Bild auf Seite 26 hat es mir angetan). Sehr schön fand ich auch „Rented Rooms“ von Torben Höke über die Billigunterkünfte der Individualreisenden in Indien – ein schlichtes, aber liebevoll gestaltetes Buch mit ruhigen, guten Einzelbildern. Insgesamt am auffälligsten war zudem sicherlich das Projekt „Erholungszone Deutschland“ des Duos Valeska Achenbach/Isabela Pacini, das aus insgesamt fünf Einzelbüchern besteht und mit deutschen Klischees spielt.

Wer mehr über das Festival erfahren möchte, kann sich auch meinen Artikel aus der taz durchlesen.