Ich brauchte ein bisschen, um in das Buch hinein zu kommen. Und auch um zu kapieren, worum es eigentlich geht. Denn in „Forest“, erschienen bei Hatje Cantz, zeigt die britisch-chinesische Fotografin Yan Wang Preston nicht einfach nur aufgeforstete urbane Landschaften, um deren Künstlichkeit darzustellen. Nein, all diese Bäume auf Straßen, Plätzen, Innenhöfen und Parkanlagen sind umgesiedelt worden. An ihrem ursprünglichen Standort hat man sie vor dem Abholzen gerettet und an ihrem neuen Platz sollen sie den Eindruck erwecken, als wären sie schon immer da gewesen und als hätte mit ihnen auch der junge Ort schon eine ganz eigene, alte Geschichte.

In dem Buch geht es also weit mehr als nur um eine nüchterne Bestandaufnahme, wie ich finde. Preston spricht viele Aspekte unserer heutigen Zeit und ganz besonders im heutigen China an: Es ist ein Buch über Heimat und darüber, was es bedeutet, entwurzelt zu werden. Es ist aber auch ein Buch über Hoffnung und den Wunsch nach Natur und Sinnlichkeit in einer von Beton und Fortschritt dominierten, ja: vergewaltigen Landschaft.  Es ist ein Buch über Täuschung und Fake-Landschaften. Und es ist ein Buch über eine zweite Chance. Für Menschen und für Bäume.

Meine Besprechung zu „Forest“ ist in der Photonews erschienen und gibt es hier als PDF.