Das letzte Foto in dem Buch zeigt uns eine dünne Linie aus Fichtenzapfen und kleinen Steinen, die über den Waldboden gezogen wurde. Es ist eine fragile Grenze. Sie sagt uns: Hier fängt das Grundstück eines anderen an.

So fragil wie diese Linie sind auch die Fotografien in „Escape“ von Danila Tkachenko, erschienen bei Peperoni Books, 40 Euro. Zunächst „laufen“ wir durch einen dichten, dunklen Wald bis uns schließlich unvermittelt ein älterer Mann anschaut. Die Falten sind tief, das Haar wirr, die Jacke dreckig. Er ist der erste von acht „Entkommenen“, die Tkachenko porträtiert hat. Acht Männer, die der Gesellschaft den Rücken gekehrt haben, und die nun als Einsiedler in Hütten, Höhlen oder Erdlöchern in russischen und ukrainischen Wäldern leben. Manches sieht fast paradiesisch oder zumindest fantastisch aus, anderes geradezu mitleiderregend erbärmlich.

Die Gründe für ihre „Flucht“ werden am Ende des Buches genannt. Einer konnte sich den Mord an einen Mann nicht vergeben, jemand anderes hat den Tod seiner Frau nicht verkraftet, andere suchen einfach die Einsamkeit. Für jemanden, der sich fest in der Gesellschaft verankert fühlt, ist das nicht immer nachvollziehbar. Aber immer sehr berührend.

Link: Peperoni Books

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