2017 veröffentlichte Claudius Schulze sein Fotobuch „Naturzustand“. Darin zeigte er uns auf den ersten Blick mehr oder weniger harmonische bis romantische Landschaftsfotografien aus allen Teilen Europas, die sich bei genauerer Betrachtung allerdings eher als Orte der Angst und Prophylaxe entpuppten. Wir sahen Dämme und Stauseen, Wellenbrecher und Sturmflutsperrwerke, Molen und Lawinenverbauungen. Selbst eine idyllische Auenlandschaft mit Kühen entpuppte sich als potenzielles Überschwemmungsgebiet für Elbhochwasser.

Von dieser streng dokumentarischen Sicht ist Schulze bei seinem aktuellen Projekt weit entfernt – zumindest was das Ergebnis für den Betrachter angeht. Statt einer Fachkamera benutzt der 38-Jährige diesmal eine lichtempfindliche Überwachungskamera, die er auf seinem Boot „Zoë X“ installiert hat. Die Kamera kann Vogelarten am Himmel zuverlässig erkennen und zusammen mit Mikrofonen und weiteren Sensoren Flugbahn und Stimmen analysieren. Diese Informationen wiederum werden von einer künstlichen Intelligenz (KI) interpretiert und auf einer großen Anzeigetafel auf dem Boot dargestellt. Die Ergebnisse reichen von profan bis poetisch wie „Ein panischer Vogel gleitet gen Südost“, „Eine Mönchsgrasmücke zieht Richtung Rand der Welt“ oder „Bei Neumond ruft eine Blaumeise.“

Über Schulzes FIDS-Projekt habe ich zwei Artikel verfasst die einmal auf dem Blog der Photopia und einmal im fotoMagazin erschienen sind.

Links: FIDS Open Research Lab