Die Amerikanerin Sally Mann (Jahrgang 1951) gehört zu den bekanntesten Fotografinnen ihrer Generation und hat mit dem 1992 erschienenen Fotobuch „Immediate Family“ einen Klassiker geschaffen. Darin zeigt sie ihre Kinder, oft nackt in der Natur. Von puritanistischen Kritikern wurde ihr Voyeurismus und Kinderpornografie vorgeworfen, dabei beschäftigt sich Mann lediglich auf poetischste Weise mit einem der Hauptthemen in der Fotografie überhaupt: Der Vergänglichkeit der eigenen Existenz. In „What Remains“ führte sie 2003 diesen Gedanken fort: Bilder ihrer Kinder stellte sie in eine Reihe mit Fotos von verwesenden Leichen, die sie auf sogenannten „Body Farms“ in den USA fotografiert hat.

In der Kölner Galerie Karsten Greve sind nun rund 30 großformatige Arbeiten aus ihren Serien „Battlefields“ und Deep South“ zu sehen, die nur auf den ersten Blick wenig mit ihrem bisherigen Werk zu tun haben. Beide Serien hat Mann mit Kollodium-Nassplatten in ihrer Großformatkamera fotografiert – eine Technik, die nicht nur aus den Anfängen der Fotografiegeschichte stammt, sondern auch zu jener Zeit angewendet wurde, auf die sich Sally Mann zumindest in „Battlefields“ bezieht: den Amerikanischen Bürgerkrieg, der zwischen 1861 und 1865 wütete und der auch als Sezessionskrieg bezeichnet wird. Er war zudem der erste Krieg, der ausführlich fotografiert wurde und auch Leichen auf den Schlachtfeldern zeigte.

Meine Besprechung ist im Kölner Stadt-Anzeiger erschienen und findet ihr hier als PDF.

Links: Sally Mann, Galerie Karsten Greve