Wer das neue Buch „A Pound of Pictures“ von Alec Soth unachtsam aufschlägt, dem fliegen fünf lose Fotos wie aus einem Fotoalbum entgegen. Es sind zufällig eingelegte Reproduktionen echter Familienfotos, die Alec Soth größtenteils auf Flohmärkten gefunden hat. In Los Angeles habe er gar eine Frau getroffen, die solche alten Fotos nach Gewicht verkauft hätte (daher der Titel des Buches) und immer wieder tauchen Bilder auf, die große Mengen an alten Fotografien zeigen: Entweder ausgebreitet auf einem Motel-Bett, zu Hause bei einem Ebay-Händler oder versteckt in alten Fotokartons werden sie Teil seines eigenen Bilderkosmos.

Und so entwickelt sich „A Pound of Pictures“ vom Roadtrip durch die USA zur Reise durch die Fotografie. Bereits das Cover stellt die Frage nach der Verbalisierung und sinnvollen Archivierung von Fotos in Form von Stichworten und Hashtags und immer wieder fährt Soth an Orte früherer Begegnungen oder auch aus der Fotografiegeschichte wie den Friedhof in Bethlehem, Pennsylvania, den bereits Walker Evans 1935 und 50 Jahre später Bernd und Hilla Becher fotografiert haben.

Oft sind es ruhige, poetische Bilder, die ihre Besonderheit erst auf den zweiten Blick preisgeben und die wie kleine Haikus wirken. Zu den meisten gibt es kurze Bildzeilen, die sich aber nicht neben den Bildern aufdrängen, sondern die am Ende aufgeführt werden. Bloß ein hübsches Coffee Table Book ist „A Pound of Pictures“ mit Sicherheit nicht. Es verlangt, dass man sich mit ihm beschäftigt. Doch wer dies tut, dem sind viele Entdeckungen und Gedanken Soth‘ sicher.

Meine Besprechung des Buches ist im Kölner Stadt-Anzeiger erschienen und gibt es hier ist PDF.

Links: Alec Soth, MACK Books