Zum Tod von René Burri

Am Montag ist Magnum-Legende René Burri im Alter von 81 Jahren in Zürich gestorben. Mit seinem Porträt von Ernesto “Che” Guevara hat er 1963 zwar eine Medienikone geschaffen, aber auch mit seinen anderen Fotos von Künstlern und anderen Berühmtheiten sowie mit seinem Werk “Die Deutschen” wird er uns in Erinnerung bleiben.

Mein Nachruf auf diesen großen Fotografen des 20. Jahrhunderts ist im österreichischen Standard erschienen.

Kontaktbogen von René Burri, als er 1963 Ernesto "Che" Guevara fotografierte und mit Negativ 23 eine Ikone schuf.

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Fotobuchweihnachtsverlosung 1/6

Liebe Leser meines Blogs,

ich wage ein Experiment und starte mit dem heutigen Tag eine vorweihnachtliche Verlosungsaktion von Fotobüchern. Sechs tolle Verlage unterstützen mich dabei und spenden jeweils ein bis drei Exemplare von Büchern, die mir in diesem Jahr besonders gut gefallen haben. Mit dabei sind Hatje Cantz, KehrerPeperoni Books, Phaidon, Prestel sowie Scheidegger & Spiess. Bis einschließlich Samstag gibt es täglich etwas zu gewinnen – insgesamt warten elf Exemplare auf ein neues Zuhause in einer schönen Fotobuchbibliothek.

Den Auftakt macht heute ein Exemplar von Impossible Reminiscences von René Burri aus dem Hause Phaidon. Es ist das erste Buch, dass das Farbwerk des eher für Schwarzweiß bekannten Magnum-Fotografen in seiner Gesamtheit erfasst – denn Burri hatte immer auch eine zweite Kamera dabei, in der ein Kodachrome-Film eingelegt war, so dass er spontan auf die jeweilige Situation reagieren konnte. Gerade das ist das Spannende an dem Buch: Wir entdecken ein wenig mehr von Burris Blick auf die Welt und kommen rasch zu der Überlegung: Wie würde das Bild in Schwarzweiß aussehen – und gewinnt es durch die Farbe? Das Buch hat 240 Seiten mit 172 Farbfotografien und kostet 85 Euro.

Wenn ihr ein Exemplar von “Impossible Reminiscences” gewinnen wollt, müsst ihr unter diesem Beitrag nur einen Kommentar mit eurem vollständigen Namen und eurer E-Mail-Adresse bis heute um 23.59 Uhr hinterlassen. Unter allen Teilnehmern wird per Zufallsgenerator ein Exemplar verlost. Der Gewinner wird unter dem Beitrag genannt und erhält das Buch direkt vom Verlag zugesendet – allerdings nur an Postadressen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gewinne können nicht in bar ausgezahlt werden. Viel Glück und viel Spaß!

UPDATE: Gewinner von “Impossible Reminiscences” von René Burri, erschienen bei Phaidon, ist Kommentar Nummer 23: Robert Nowotny. Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Buch!

Amazon: Impossible Reminiscences

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„Che Guevara. Fotografien der Revolution“

Am 10. November wird in den Kunsträumen der Michael-Horbach-Stiftung die Ausstellung „Che Guevara. Fotografien der Revolution“ eröffnet. Gezeigt werden rund 100 Originalfotografien aus dem revolutionären Kuba vom Ende des Batista-Regimes 1959 bis zur Kuba-Krise 1963 – unter anderem von Alberto Korda, Osvaldo Salas und René Burri. Sie stammen aus der Sammlung des Wiener Fotografen Christian Skrein.

Mehr erfahrt ihr in meiner Ankündigung, die in der aktuellen StadtRevue erschienen ist.

Link: Michael-Horbach-Stiftung

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“Impossible Reminiscences” von René Burri

Denkt man an den Magnum-Fotografen René Burri, denkt man wahrscheinlich in erster Linie in Schwarzweiß: Che Guevara, Picasso, Giacometti, Le Corbusier und auch die vier mysteriösen Anzugträger auf dem Hochhausdach über Sao Paulo, sie sind alle mit der Kamera entstanden, in der ein Tri-X-Film eingelegt war. Dabei hatte Burri immer auch eine zweite Kamera mit einem Farbfilm, einem Kodachrome, dabei. Behauptet er jedenfalls. In dem neuen Buch “Impossible Reminiscences”, das nun bei Phaidon erschienen ist (240 Seiten, 85 Euro), kann man sehen, wann er diese zweite Kamera eingesetzt hat. Und das war offensichtlich gar nicht so selten.

Meine Besprechung aus der Photonews gibt es hier.

Link: Phaidon

Amazon: Impossible Reminiscences


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Thomas Wiegand: “Deutschland im Fotobuch”

Ganz schön schwergewichtig kommt es daher, das neue Fotobuch über Fotobücher. Zu Recht, denn nach Martin Parrs und Gerry Badgers zweibändigen “The Photobook: A History” könnte das von Thomas Wiegand verfasste und von Manfred Heiting herausgegebene “Deutschland im Fotobuch” ebenfalls zum Klassiker unter den Nachschlagewerken und Bestellkatalogen für Fotobuch-Sammler avancieren. Das Zeug dazu hat der 492 Seiten starke Wälzer, der insgesamt 273 Bücher auflistet, diese bespricht und Faksimiles der Originalseiten abbildet, jedenfalls schon jetzt.

Zwar beinhaltet “Deutschland im Fotobuch” (erschienen bei Steidl, 75 Euro), wie der Name vermuten lässt, nur Fotobücher, die sich in irgendeiner Weise mit dem Thema Deutschland beschäftigen – das macht es allerdings sehr umfassend, so dass das Buch in zahlreichen Kapiteln wie Landschaften, Städte, Menschen, Arbeit, Architektur, Zeitgeschehen und Grenzen aufgeteilt wurde. Selbstverständlich kommen viele bekannte Fotografen und Bücher wie “Café Lehmitz” von Anders Petersen, “Antlitz der Zeit” von August Sander, “Fachwerkhäuser des Siegener Industriegebietes” von Bernd und Hilla Becher und “Agrarlandschaften” von Heinrich Riebesehl darin vor.

Aber ich habe auch viel Spannendes und für mich Neues entdeckt – beispielsweise “Der ’statistische’ Mensch” von Hubert Troost, “Reichsautobahn” von Erna Lendvai-Dircksen und “Bundeskanzleramt” von Charles Wilp. Sehr gut gefallen hat mir auch das Kapitel “Typisch deutsch”, in dem “Die Deutschen” von René Burri natürlich nicht fehlen darf, das aber auch Überraschungen wie “The German Soul” von Enver Hirsch und “Schönes Wochenende” von Hartmut Mirbach im New Topographic-Stil bereithält. Ich persönlich habe mich natürlich am meisten darüber gefreut, dass auch “Paare: Menschenbilder aus der Bundesrepublik Deutschland zu Beginn der siebziger Jahre” von Beate Rose vorgestellt wird – Nadine und mich motiviert das zusätzlich, unsere Hommage und Fortführung des Projektes weiter voranzutreiben.

Bemerkenswert finde ich übrigens, dass Wiegand und Heiting in ihrer Einleitung die Kriterien, nach denen sie Fotobücher beurteilen, klar offengelegt haben. Dazu gehören Beispielsweise der innovative Charakter, die historische Bedeutung, der Stellenwert im Oeuvre des Fotografen sowie der Druck und die Ausstattung eines Buches. Dies ermöglicht auch den interessierten Laien Entscheidungen nachzuvollziehen – und in Zukunft selbst welche zu treffen.

Link: Steidl

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“Brasilia” von René Burri

Das Buch beginnt mit dem Blick durch die Windschutzscheibe auf eine wolkenverhangene Straße in einer kargen Landschaft. Ein Auto und ein Lkw fahren vorweg, gleichzeitig kommt dem Betrachter ein Flugzeug im Tiefflug entgegen, als wolle es auf der Straße landen. Es könnte aber auch gerade erst starten, also den Ort verlassen, dem der Fotograf gerade entgegenfährt. Es steckt viel Aufbruchsstimmung in diesem Bild. Aber auch Größenwahn, denn es macht deutlich, wo man sich gerade befindet: Mitten im Nirgendwo.

Das letzte Bild im Buch ist von ähnlichem Symbolcharakter: Es zeigt wieder eine Straße in einer kargen Landschaft, allerdings stehen links und rechts bereits große Häuserblöcke in Reih und Glied. Im Vordergrund hockt ein Mann, vermutlich ein Arbeiter, ungeschützt in der prallen Sonne auf einem erhöht liegenden Betonfußboden. Ob er arbeitet oder eine Pause macht, weiß man nicht so recht, aber es wirkt, als throne er über der Stadt, die er gerade mit seinen eigenen Händen baut.

Zwischen diesen beiden Aufnahmen wird nichts Geringeres als die Entstehungsgeschichte einer ganzen Stadt erzählt: Der Schweizer Magnum-Fotograf René Burri dokumentierte die aus dem Boden gestampfte Hauptstadt Brasiliens von 1958 bis 1997. Immer wieder ist er zurückgekehrt, hat erst ihren Aufbau und ihre Einweihung am 21. April 1960, später dann das Alltagsleben festgehalten. In dem Buch “Brasilia”, das im Verlag Scheidegger & Spiess (224 Seiten, 77 Euro) erschienen ist, sind nun 104 Farb- sowie 118 Schwarzweißaufnahmen zusammengefasst. Es zeigt die ungeheuren Anstrengungen und die Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit sowie die visionären Dimensionen Brasilias: Der Betrachter sieht, wie eine Utopie verwirklicht wird, er sieht die Stadt fernab jeglicher Zivilisation wachsen, Architekten und Arbeiter, Schlamm und Beton, öde Landschaft und visionäre Gebäude. Burri richtet den Blick genauso auf die Architektur wie auf den Menschen, er zeigt Arbeiter, die wie geplättet im Schatten eines Baggerauslegers liegen, und das berühmte Kongressgebäude mit seiner Kuppel und zahlreichen Menschen davor – allerdings so schräg fotografiert, als würde das Haus gleich umkippen und die Passanten rechts aus dem Bild purzeln.

Vor allem zeigt Burri den Wahnsinn und die Ambivalenz, die hinter diesem Bauprojekt stecken und die ihresgleichen suchen. Zu meinen Lieblingsbildern gehört dann auch die Aufnahme eines am Bau beteiligten Arbeiters mit seiner Frau und den vier Kindern, die unter den eleganten Bögen des Palácio do Planalto stehen: Sie haben sich schick gemacht, sind alle im festlichen Weiß erschienen, denn der Ehemann und Vater präsentiert seiner Familie das Resultat seiner jahrelangen, harten Arbeit. Die sechs Personen fügen sich in das Bild ein und sind gleichzeitig Fremdkörper, wirken erhaben und winzig klein, deplatziert und zugehörig zugleich. Vor allem wirken sie wie Menschen, die stolz sind auf das, was sie geleistet haben, und die zugleich vom Ergebnis vollkommen fasziniert sind. Kein Wunder, denn wer kann schon von sich behaupten, eine ganze Hauptstadt mit aufgebaut zu haben?

Links: Scheidegger & Spiess

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Nur noch einen Monat bis zur Photoszene

Ich stelle gerade fest, dass es nur noch einen Monat bis zum Beginn der Internationalen Photoszene Köln dauert. Die findet in diesem Jahr zudem zum 20. Mal statt: Vom 3. bis zum 26. September zeigen Galerien, Museen und andere Institutionen zahlreiche Ausstellungen – von der René Burri-Retrospektive im Museum für Angewandte Kunst über Rinko Kawauchi in der Galerie Priska Pasquer, Joachim Brohm in der SK Stiftung Kultur und Stefan Heyne in der Galerie Kaune, Sudendorf bis hin zu großen Themen-Ausstellungen wie die über südafrikanische Fotografen seit 1950 in der Galerie Seippel und die über Dokumentarfotografie mit zahlreichen Magnum-Mitgliedern im Forum für Fotografie. Und nachdem ich mich gerade durch das Programm geklickt habe, kann ich nur froh sein, dass ich im September nicht verreise, denn: Die Photoszene verspricht in diesem Jahr richtig gut zu werden!

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