Regelrecht begeistert war und bin ich beim Anblick von Hijacked 3. Dieses Mal hat Mark McPherson australische und britische Fotografen gegenübergestellt, doch im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen kommt das Buch quasi nackt daher: Zum einen verzichtet Designer Andy Simionato komplett auf einen Schutzumschlag, zum anderen befinden sich auf dem grauen Leinen Blindprägungen, in die normalerweise Fotos geklebt werden. Hier fungieren sie jedoch nur als Platzhalter und geben dem Buch ein ganz eigenes Gesicht. Auf dem Buchrücken stehen zudem neben dem Titel und den beiden Verlagen (der Heidelberger Kehrer Verlag bringt den dritten Teil genauso wie auch schon den zweiten gemeinsam mit Big City Press aus Australien heraus) sowie die Namen aller 32 beteiligten Fotografen. Außerdem verfügt das Buch über zehn (!) farbige Lesebändchen. Dies alles zusammen verleiht Hijacked 3 ein unverwechselbares Äußeres und macht es zu einer wahren Augenweide und ein Must-Have für Freunde des wohlgestalteten Buches.

Nun aber zu den inneren Werten. Das Konzept der Hijacked-Reihe ist ja mittlerweile bekannt und wurde von mir auch erst kürzlich in der Photonews hinterfragt. Die Macher tun gut daran, die Eigenständigkeit jeder einzelnen Publikation zu betonen und haben auch für Hijacked 3 wieder eine eigene Form der Präsentation gefunden. Allerdings ist die auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, denn die Bildstrecken werden hintereinander weg gezeigt, ohne dass die Fotografen neben den Bildern genannt werden. Lediglich zu Beginn verrät ein Index, auf welchen Seiten welche Künstler ihre Fotos haben. Das hat den Vorteil, dass man sich sehr ungestört und unabgelenkt auf die Bilder konzentrieren kann. Und es hat den erheblichen Nachteil, dass man entweder nach vorne blättern muss, um den Fotografennamen, oder nach hinten, um den Bildtitel und die Nationalität zu erfahren. Standen in den beiden ersten Teilen die Differenzen und die klare Unterscheidbarkeit der Autoren im Vordergrund, bemühen sich McPherson und seine Ko-Kuratorinnen Louise Clements und Leigh Robb hier also darum, diese möglichst in den Hintergrund zu drängen. Die Botschaft ist klar: Hier geht es nur um die Fotografien, nicht um Nationalitäten. Diesen Schritt finde ich bemerkenswert – schließlich stellt es das bisherige Konzept auf den Kopf.

Als Fotobuch funktioniert Hijacked 3 dadurch wohlmöglich besser als die beiden vorangegangenen Teile – die Fotostrecken bekommen mehr Raum und werden nicht durch lange, erklärende Bildtitel abgelenkt. Aus genau diesem Grund ist es als Nachschlagewerk jedoch eher ungeeignet (was absurd ist, denn eigentlich erwartet man genau das von einem solchen Buch, das zudem auch noch alphabetisch aufgebaut ist). Das ist schade, denn McPherson hat es erneut geschafft, gute zeitgenössische Positionen zu versammeln – sowohl von Down Under als auch aus Great Britain. In Erinnerung werden mir jedenfalls die Bildstrecken von David ManleyAlin Huma und Tarryn Gill & Pilar Mata Dupont sowie von Maciej Dakowicz, Trish MorrisseyMichael Ziebarth, Adam Broomberg & Oliver Chanarin, Helen Sear, Justin Spiers, Luke Stephenson und natürlich Simon Roberts sowie Thijs groot Wassink und Ruben Lundgren alias WassinkLundgren bleiben.

Während ich diese Namen aufzähle, merke ich dann doch, dass mich die britischen Positionen insgesamt eher überzeugen als die australischen, was wohl damit zusammenhängen mag, dass McPherson ja bereits viele seiner Landsleute in den ersten beiden Teilen von Hijacked gezeigt hat. Möglicherweise tritt nun also der Effekt ein, den ich bereits nach der Ausstellung zu Hijacked 2 befürchtet hatte: McPherson muss mit einer australischen B-Mannschaft auf den Platz rennen. Darunter mag es sehr gute Einzelspieler geben, doch als Team sind sie nicht stark genug, um es gegen die britische Auswahl aufzunehmen.

Hijacked 3 hat 412 Seiten und kostet (wie die beiden Teile zuvor) 50 Euro.

Link: Kehrer, Big City Press