Der World Press Photo Award gilt als weltweit größter Wettbewerb für Pressefotografie und wird seit 1955 verliehen. Viele „Pressefotos des Jahres“ werden durch die Auszeichnung zu Ikonen der Fotografie – so wie beispielsweise die Aufnahme von Malcolm W. Browne, die einen vietnamesischen Mönch zeigt, der sich selbst verbrannt hat, das Bild Eddie Adams‚ vom südvietnamesische Polizeichef, der ein Vietcong-Mitglied auf offener Straße durch einen Kopfschuss hinrichtet, oder das Bild von Charlie Cole, das einen Unbekannten zeigt, der sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens einer Gruppe von Kampfpanzern entgegenstellt.

Das Siegerbild des World Press Photo Awards 2010 kann bereits jetzt ebenfalls als Ikone bezeichnet werden, obwohl es zugleich auch eines der grausigsten Bilder ist: Es stammt von Jodie Bieber und zeigt die junge Afghanin Aisha, der die Nase abgeschnitten wurde. Es ist Teil einer Wanderausstellung, in der es zusammen mit 176 weiteren Fotografien aus insgesamt neun Kategorien zu sehen sein wird.

Ich hatte die Gelegenheit, mir die Ausstellung bereits im Mai bei Gruner+Jahr in Hamburg anzuschauen. Schwerpunkte sind dabei das Erdbeeben in Haiti, aber auch die bewaffneten Konflikte in Mexiko – darunter gibt es eine auf den ersten Blick poetische Serie mit Landschaftsaufnahmen von Fernando Brito – nur, dass in diesen Landschaften ein oder mehrere Leichen liegen. Im Grunde bekommt der Besucher in der Ausstellung die Bilder zu sehen, die Zeitungen sich sonst nur selten abzudrucken wagen. Es sind Bilder voller Gewalt und Elend und mit teilweise schrecklich zugerichteten Leichen. Aber es gibt auch Porträts, Sport-, Landschafts-, Natur- und klassische Reportageaufnahmen mit viel Humor. Sehr gut gefallen hat mir beispielsweise die knallbunte Serie über weibliche Wrestlerinnen in Bolivien von Daniele Tamagni.

Ausgestellt werden die Bilder in sieben Bahnhöfen der Deutschen Bahn. Die Stationen sind München (bis 11. Juli), Mannheim (15. bis 25. Juli), Stuttgart (29. Juli bis 8. August), Köln (19. bis 29. August), Halle (2. bis 12. September), Braunschweig (16. bis 26. September) und Berlin-Friedrichstraße (14. bis 24. Oktober). Da viele Bilder sehr schockierend sind, sind diese im Inneren der Ausstellung zu sehen, während die Porträts und Naturaufnahmen außen hängen. Der Eintritt ist frei.

Links: World Press Photo