Zehn Jahre lang war Larry Fink offizieller Fotograf der Vanitiy Fair-Parties nach den Oscar-Verleihungen. Da er sich selbst als „Spion“ bezeichnet und damit kokettiert, die meisten Stars gar nicht zu kennen (Fink: „Für mich sind es nur Leute.“), nahm er wenig Rücksicht auf Eitelkeiten und blitzte die Menschen gnadenlos an. Allerdings sind seine Bilder nicht bitterböse, und er will die Celebrities auch nicht bloßstellen – vielmehr entdeckte er die kleinen Gesten in einer Welt der großen Gesten, denn die Bussi-Bussi-Gesellschaft fühlt sich untereinander scheinbar sicher.

Fink hielt so Wangenküsse und vertrautes Tête-à-Tête, zärtliche Berührungen und eingeschlafene Gäste, gelangweilte und irritierte Blicke fest. Das ist mal lustig und mal rührend, dann wieder entlarvend oder auch einfach banal, aber immer subtil und leise – Paparazzi dürften sich für die Bilder des 1941 geborenen Amerikaners jedenfalls kaum interessieren. Durch das gewählte Schwarzweiß wirken seine Protagonisten zudem merkwürdig anachronistisch und wie aus der Zeit gefallen – deshalb aber auch zugleich zeitlos, so dass ihnen der Charme und der Glamour vergangener Jahrzehnte anhaftet.

Auch gibt es eine gewisse Verwandtschaft zu den Aufnahmen, die Garry Winogrand 1969 im New Yorker Metropolitan Museum gemacht hat – schließlich beschäftigte sich auch Winogrand mit dem Phänomen der öffentlichen und halböffentlichen Auftritte, die den Zweck der Medienwirksamkeit und Selbstdarstellung erfüllen, wenngleich Winogrands Fotografien frivoler und exentrischer wirken, während Fink das Intime und Alltägliche suchte und darauf pfiff, wer da eigentlich gerade vor ihm stand: Hugh Hefner und seinen Bunnies schnitt er die Köpfe ab und fotografierte eine gesichtslose Kate Winslet, während sie Oscar-Trophäe und Champagner-Glas in den Händen hielt. So oder so: Beide Fotografen haben Ereignisse und Gesten nicht nur festgehalten, sondern diese scheinbar allein durch ihre Anwesenheit provoziert – und das muss man erst einmal hinbekommen.

92 dieser außergewöhnlichen Aufnahmen sind nun in dem Buch „The Vanities“ zusammengefasst. Es ist im Verlag Schirmer/Mosel erschienen, hat 140 Seiten und kostet 49,80 Euro.

Link: Schirmer/Mosel