Polaroids sind wieder topaktuell. Das sehe ich am Erfolg und am inflationären Nutzen der Hipstamatic-App für iPhones. Das sehe ich aber auch daran, dass wieder vermehrt Fotobücher und Ausstellungen mit Polaroids gemacht werden. Das mag zum einen sicherlich an ihrem ganz speziellen Look mit den verfälschten Farben und dem weißen Rand liegen. Vielleicht liegt es ja aber auch an einer Art Verdruss über die digitale Schnelllebigkeit und somit an der Sehnsucht nach alten, analogen Werten – schließlich hatte man damals noch ein richtiges Foto in der Hand.

Gleichzeitig hatten Polaroids immer eine ganz besondere Position: Sie waren, was in der Fotografie eigentlich ein Paradoxon ist, Unikate. Außerdem war das Ergebnis sehr schnell zu sehen, womit sie den heutigen Digitalkameras näher stehen als den Analogen. Der vielleicht wichtigste Punkt ist jedoch: Polaroids erscheinen uns unschuldig und naiv – und vielleicht deshalb sogar wahrhaftig. Sie sind quasi das Gegenteil von Photoshop mit all den falschen Schönheiten.

Die Galerie Kaune, Sudendorf zeigt nun Polaroids des Modefotografen Bruno Bisang aus den letzten 30 Jahren. Zu sehen sind fast ausschließlich Topmodels wie Naomi Campbell, Carla Bruni, Tyra Banks, Monica Bellucci und Claudia Schiffer. Die Bilder sind teilweise in einem geradezu erbärmlichen Zustand – sie haben Kratzer, Knicke und Flecken, sind vergilbt oder verblasst. Aber sie sind mitunter wunderschön. Denn der besondere Reiz der Aufnahmen liegt in ihrer Widersprüchlichkeit und der Diskrepanz zwischen dem Motiv und der dazugehörigen Erwartungshaltung: Der Betrachter kennt die Personen sonst nur aus Hochglanzmagazinen und Werbeanzeigen, die für ein Millionenpublikum bestimmt sind. Nun aber schaut er auf geradezu winzige und alles andere als perfekte und somit sehr intime Bilder. Manche sind sogar mit persönlichen Widmungen der Modelle versehen als wären sie verflossene Geliebte. Die Stars werden plötzlich menschlich – oder das profane Medium Polaroid, das eigentlich für Testzwecke vor dem eigentlichen Foto verwendet wird, geadelt – es kommt nur auf die Perspektive an.

Links: Galerie Kaune, Sudendorf