Das Buch beginnt mit Kritzeleien auf Notizzetteln – Blumen, Pfeile, Gesichter, Häuser. Was man halt so von sich gibt, wenn einem beim Telefonieren langweilig ist und man zufällig einen Stift in der Hand hat. Aber in dem Buch „How Terry likes his coffee – A Photo Odyssey into Office Life“ (38 Euro) von Florian van Roekel geht es nicht um Leute, die telefonieren, sondern um Menschen in ihrem Büro-Alltag. Und der ist aus der Sicht des Niederländers vor allem eins: trostlos.

Durch den Einsatz eines seitlich aufgestellten Blitzlichtes hat er auf sehr einfache Art und Weise intensive Bilder von isoliert wirkenden Menschen geschaffen – sie stehen alleine am Kopiergerät, konsterniert in einer Warteschlange oder sitzen fast verzweifelt an ihrem Schreibtisch. Aber selbst in Gruppen wirken seine Protagonisten nie zusammengehörig, sondern genauso deplatziert wie die Luftballons, die von der Bürodecke hängen. Die sind ja immer irgendwie grotesk und trostlos – ich kenne das noch sehr gut aus meiner Zeit, in der ich regelmäßig in den Redaktionen von Kölner Tageszeitungen saß. Aber so, wie van Roekel sie fotografiert, bekommen die Ballons und der schwachsinnige Papierschmuck drumherum beinahe etwas Fratzenhaftes und Bedrohliches. Das gleiche gilt für die Porträts von Hinterköpfen – schließlich sieht man von den sogenannten Kollegen und Mitarbeitern im Büro die meiste Zeit genau das.

Dabei ist Florian van Roekel kein Menschenfeind. Im Gegenteil: Er ist vielmehr ein Feind von unmenschlichen Arbeitsbedienungen. Und die finden eben nicht nur dort statt, wo man es klischeehaft vermutet, also in chinesischen Bergwerken, bangladeschischen Textilfabriken und beim Schlecker um die Ecke. Es geht um eine Entfremdung des modernen Menschen von seiner Arbeit. Nicht, dass früher immer alles besser gewesen wäre – aber die Vorstellung vom Nine-to-five-Job ist eine Illusion und eine Erfindung der Industrialisierung. Davor haben sich Menschen nicht an Stempeluhren, Schichtdienst, Kilometerpauschalen und einem ein Jahr vorher einzureichenden Urlaub gehalten – sie wussten noch nicht einmal, was das ist. Das Buch von Florian van Roekel fordert deshalb ein Umdenken und dass man sich selbst die Frage stellt, was einem die eigene Arbeit eigentlich bedeutet und was sie einem wert ist.