Der Düsseldorfer Fotograf und Publizist Oliver Sieber ist mir erstmals vor zwei oder drei Jahren mit seiner Serie „Character Thieves“ aufgefallen, für die er Cosplayer auf der ganzen Welt besucht und in ihrem heimischen Umfeld porträtiert hat. Der Kontrast zwischen den aufwendigen, extravaganten Fantasiekostümen und den spießigen Wohnungen war für mich das Sinnbild für eine nach Individualität schreienden, aber dem Konservativmus nicht entfliehen könnenden Welt.

Nun zeigt Sieber in der Galerie Priska Pasquer seine Ausstellung “Imaginary Club” – und beweist nicht nur, dass er zu den wichtigsten zeitgenössischen Porträtfotografen zählt, sondern auch, dass er seine Arbeiten wundervoll präsentieren kann. Die schwarz gestrichenen Galeriewände sind ein Statement, aber auch eine Bühne für seine Protagonisten, die alle Mitglied in (s)einem ganz besonderen, fiktiven Verein sind. Hier treffen Punks, Visus, Psychobillies und Gothic Lolitas aus Los Angeles, New York, Tokyo, Köln oder Schwäbisch Hall aufeinander. Es sind Menschen, die ihre Identität durch deutlich sichtbare, aber nicht für Jedermann verständliche Codes kommunizieren – um sich von der Masse abzugrenzen und gleichzeitig der eigenen Gruppe zuzuordnen. Erweitert und ergänzt werden die Protagonisten seiner bisherigen Serien um schwarzweiße Straßenszenen und Porträts von Freunden und Bekannten wie der Kunsthistorikerin Nadia Ismail (deren Kontaktlinsen auf dem Bild eine fast verstörende Wirkung haben) und dem Fotografen Ted Partin, so dass eine für Sieber ideale Gesellschaft, eine Art Utopia entsteht, in der er sich wohl fühlt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. August in der Galerie Priska Pasquer in Köln zu sehen. Im Kölner Stadt-Anzeiger ist mittlerweile außerdem noch eine Rezension erschienen.