Der Kölner Daniel Giesen hat gerade sein Buch „Fast Daheim“ in der Buchhandlung Schaden.com vorgestellt. Es ist eine Art düster-melancholischer Spaziergang durch die Domstadt und andere (urbane) Landschaften. Sein fotografischer Stil ist dabei insofern sehr interessant, weil Giesen häufig zwischen streng-subjektiven und verwackelten Hipshots mit teilweise verschiedenen Bildebenen auf der einen Seite und sehr klaren, „gestalteten“ Fotografien auf der anderen Seite hin und her wechselt. Das stört jedoch nicht, sondern ist im Gegenteil sogar eine Bereicherung für das Buch, das komplett in Schwarzweiß gehalten ist.

Denn insgesamt sind seine Bilder geprägt von einem ständigen Nicht-weiter-kommen, von sich überlappenden Ebenen, Mauern, Zäunen und Fenstern. Und manchmal auch von allem zusammen, wie beim Foto vom Maschendrahtzaun, hinter dem zusätzlich ein Sichtschutz aus Schilfrohr steht. Die einzige Lücke darin wird wiederum von einem Baum gefüllt, so dass es für den Betrachter definitiv kein Durchkommen geben kann. Zur trostlosen „Garnierung“ wächst am Boden noch ordentlich Unkraut.

Aber selbst, wenn Giesen einmal zu einer Art „Überblick“ ansetzt, verschwindet die Aufnahme im Nebel wie beim Blick vom Drachenfels hinunter auf den Rhein (bei dem ich übrigens einige Sekunden gebraucht habe, um den Ort wiederzuerkennen, obwohl ich erst zwei Wochen vorher noch selbst dort oben stand!). Oder Giesen fotografiert die Weite eines Nordseestrandes – und zwar so, dass die Spaziergänger im Hintergrund genauso groß (oder klein!) wirken die die Muscheln im Vordergrund. Hoffnung sieht irgendwie anders aus, Poesielosigkeit kann man Giesen allerdings nicht vorwerfen.

Gleichzeitig ist der Einfluss von Daido Moriyama auf seine Arbeiten nicht zu übersehen – und in einem Bild „zitiert“ Giesen den Japaner auch direkt, indem er das Ausstellungsplakat zur Moriyama-Retrospektive in der SK Stiftung Kultur zeigt. Wieder woanders taucht eine Szene von der „Schaden.com 10+„-Party vor zwei Jahren auf, in der leicht verschwommen der Kölner Fotograf, Galerist und Dozent Wolfgang Zurborn zu erkennen ist, der sicherlich ebenfalls eine fotografische Referenz für Giesen sein dürfte. Über ihm läuft zudem die Diashow von Ken Schles.

Das Buch „Fast Daheim“ hat Daniel Giesen im Eigenverlag und mit Unterstützung von Schaden.com herausgebracht, es hat eine Auflage von 300 Stück, kostet 68 Euro und kann sich etwas genauer hier angeschaut werden.