Es ist eigentlich erstaunlich, dass es bislang keine ausführliche Publikation zur „Düsseldorfer Photoschule“ gegeben hat, hat dieses „Phänomen“ doch Kunstmarkt und Kunstgeschichte der letzten Jahrzehnte entschieden beeinflusst. Lothar Schirmer spricht gar davon, dass „wahrscheinlich seit dem Bauhaus keine Kunstrichtung aus Deutschland eine solche weltweite Ausstrahlung entfaltet und Anerkennung erfahren“ habe.

Diese Lücke wird nun mit dem Buch Die Düsseldorfer Photoschule gefüllt: In einem ausführlichen Essay verdeutlicht der Autor Stefan Gronert die Bedeutung und vor allem den Hintergrund der Becher-Schule – ein Begriff, der übrigens von der Kritikerin Isabelle Graw anlässlich einer Ausstellung 1988 in der Kölner Galerie Johnen & Schöttle erstmals benutzt wurde. Da es DIE Becher-Klasse aber gar nicht gibt, widmet sich Gronert nur den seiner Meinung nach zehn wichtigsten Absolventen Thomas Struth, Thomas Ruff und Andreas Gursky (die in einem Atemzug auch gerne als Struffsky bezeichnet werden, obwohl sie nicht viel gemeinsam haben), Candida HöferPetra Wunderlich, Axel Hütte, Jörg Sasse, Elger Esser, Laurenz Berges, Petra Wunderlich und Simone Nieweg. Aber auch die in Vergessenheit geratenen Tata Ronkholz und Volker Döhne werden zumindest angesprochen.

Ein Extrakapitel bekommt zudem die monumentale Größe der Bilder, für die viele der Fotografen bekannt sind, auch wenn die Bechers selbst immer nur mit kleinen Abzügen von 40 x 30 Zentimeter gearbeitet haben. Aber – wie hat Andreas Gursky auf meine Frage diesbezüglich während seiner Ausstellung Andreas Gursky – Werke 80-08 in Krefeld so schön ehrlich geantwortet: „Kleines Format, kleines Geld.“ Neben den insgesamt sehr guten Texten beinhaltet das Buch zudem Portfolios jedes Künstlers, die einen guten Überblick liefern und dem Buch somit vollends das Prädikat „Pflichtlektüre“ verleihen.

Das Buch „Die Düsseldorfer Photoschule“ ist im Verlag Schirmer/Mosel erschienen, hat 320 Seiten und kostet 68 Euro.