Wer einmal Assistent von Helmut Newton war, kann damit seinen Lebenslauf schmücken. Aber was machen drei ehemalige Assistenten von Helmut Newton, die alle am Art Center College of Design in Pasadena studiert haben und die zufällig auch noch befreundet sind? Sie heften sich ihr „Label“ ans Revers und stellen gemeinsam aus. Die „Three Boys from Pasadena“ ist so ein Label, mit der sich die drei ehemaligen Assistenten Just Loomis, George Holz und Mark Arbeit durchaus öffentlichkeitswirksam vermarkten können. In der Helmut Newton Foundation in Berlin haben sie bereits 2009 gemeinsam ihre Arbeiten präsentiert – parallel zur großen Sumo-Ausstellung des 2004 verstorbenen Meisters der Akt- und Modefotografie.
Nun zeigt die Kölner Galerie Kaune, Sudendorf die drei. In den beiden kleinen Räumen wirkt die Mini-Gruppenausstellung der „Drei Jungs aus Pasadena“ allerdings etwas arg beengt – eine „museale“ Atmosphäre entsteht hier jedenfalls nicht. Aber das muss es ja auch nicht. Als Teaser taugt die Three-Man-Show allemal, denn die Arbeiten eines jeden Ex-Helmut-Newton-Assis hat einen ganz eigenen Reiz.
Zum einen ist da Just Loomis, dem man die Verbindung zum großen Meister gar nicht mehr anmerkt. Sein Buch as we are hat mir ja schon vor eineinhalb Jahren sehr gut gefallen, nun konnte ich seine Fotografien als mittelgroße Abzüge genießen. Vor allem sein Bild von den drei jungen Skatern hat es mir angetan (und es steht auch indirekt für die Fotografengruppe selbst), aber auch sein „Birdman“ (das leider nicht in der Ausstellung zu sehen ist) und natürlich die Tänzerin Danielle aus Las Vegas, die mit dem Kopf nach unten ihre erotische Showeinlage an einer billigen Kleiderstange vollführt. Seine Bilder sind bisweilen entlarvend, hart und absurd, aber niemals zynisch. Loomis macht sich nicht lustig über seine Modelle, denn im Grunde ist er ein melancholischer Humanist. Auch, wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht.
Mark Arbeits Fotografien sieht man die Helmut Newton-Vergangenheit durchaus an. Gleichzeitig experimentiert er in seinen freien Arbeiten auch am meisten. Umwerfend ist beispielsweise sein „Fiddlehead Fern“, das eine clevere und zugleich sinnliche Mischung aus einer Farngewächs-Aufnahme im Stil eines Karl Blossfeldt, dem surrealen „Le Violon d’Ingres“ von Man Ray und einem fast klassischen Rückenakt zu sein scheint. In einer anderen Serie beschäftigt er sich hingegen mit Kunstgeschichte und den technischen Vorgehensweisen in der Fotografie. Der Akt spielt dabei meist eine untergeordnete Rolle – ist aber dennoch ein wichtiger Bestandteil. So etwa auch bei den beiden Atelieraufnahmen aus Paris, in denen er die nackten Schönheiten in dem Chaos der Künstlerwerkstätten arrangiert hat. Gleichzeitig hat Arbeit dort seine Vorliebe für indirektes, natürliches Licht ausgelebt.
Am nächsten dran am ehemaligen Arbeitgeber Newton ist hingegen George Holz. Seine Modelle strahlen eine desinteressierte Erotik aus, während sie rauchend auf dem Holzfußboden sitzen, oder Holz macht sie zum Monument in der Lanschaft und stellt sie mit ausgebreiteten Armen auf einen Felsbrocken am Strand. Holz Fotografien sind sehr klassisch und einfach und dennoch hervorragend gestaltet – da rekeln sich Frauenleiber in den natürlichen Strukturen von Felsen, Strand, Wüste, Wasser, Wald und Wiese. Ihre Schwarzweiß-Ästhetik dürfte besonders Fine Art Print-Liebhaber und Pirelli-Kalender-Sammler ansprechen: Holz‘ Fotografien sind etwas brav und nicht sondernlich innovativ, aber auch einfach sehr gut.
Die Ausstellung „Three Boys from Pasadena“ läuft noch bis zum 19. Mai.
Link: Kaune, Sudendorf Galerie